Mit Euren Spuren ist ein interdisziplinäres Fotoprojekt, für welches wir sechs Fotograf*innen aus München mit acht LGBTQIA+-Senior*innen zusammenarbeiten. Das Resultat ist ein transgenerationaler Austausch über queeres Leben und die Erfahrungen der jeweiligen Generationen.
Über ein Jahr hinweg dokumentierten wir diese Begegnungen in Fotografien, Texten und durch die künstlerische Aufbereitung von Archivmaterialien. Das Ziel des Projekts ist es, von den Errungenschaften früherer Generationen zu lernen und das queere Erbe sichtbar zu machen.
Anlass für das Projekt ist das 30. Jubiläum der Abschaffung des homofeindlichen Paragrafen §175, der bis 1994 sexuelle Handlungen zwischen Männern kriminalisierte. Dieser Paragraf, erstmals 1871 im deutschen Strafgesetzbuch eingeführt, symbolisierte jahrzehntelang die Diskriminierung und Verfolgung queerer Menschen. Trotz des Endes des NS-Regimes 1945 blieb der Paragraf bestehen und führte zu unzähligen persönlichen Tragödien und sozialer Stigmatisierung. Die vollständige Abschaffung im Jahr 1994 markierte einen wichtigen Meilenstein in der Anerkennung der Rechte von LGBTQIA+-Menschen in Deutschland und symbolisiert den langen Weg zur Gleichstellung und Akzeptanz. In diesem Jahr feiern wir das 30. Jubiläum der Abschaffung.
Inhaltlich fokussieren wir uns auf zwei zentrale Aspekte: „Altern jenseits der Cis-Heteronorm“ und „Queere Kämpfe“. Wir hinterfragen klassische Meilensteine cis-heteronormativer Biografien, wie die erste Liebe, die Erkundung des eigenen Körpers in der Pubertät, Heirat, Kinder und das Altern im Familienkreis. In den Biografien queerer Menschen, insbesondere derer, die vor über 50 Jahren geboren wurden, nehmen diese Meilensteine oft eine andere Form an oder fehlen gänzlich.
Den Bildband zum Projekt könnt ihr entweder über uns oder
über die Webseite des Distanz Verlags bestellen.
— Unsere Protagonist*innen
Richard Grammel (er/ihn), geboren 1944 in Schlesien, begann seine berufliche Lauf-bahn als Dekorateur, bevor er ein Theologie-Studium absolvierte, welches er erfolgreich abschloss. Anschließend war er bis 2006 für 30 Jahre lang Realschullehrer in München und unterrichtete Deutsch, Religion, Kunst und Geschichte. Neben seiner Lehrtätigkeit war und ist Richard künstlerisch aktiv, wobei sein Schwerpunkt auf der Malerei liegt. Nach 43 Jahren Ehe verstarb 2021 sein Gatte Heinrich Rösl. Trotz dieses Verlustes lässt sich Richard nicht davon abhalten, das Leben zu genießen und Freude an der Kunst zu haben. So oft wie möglich geht er auf Reisen und besucht Museen und Ausstellungen in Städten wie Venedig, Wien, Berlin, Rom und Paris.
Sabrina Berndt (sie/ihr), geboren 1955 im oberbayerischen Neumarkt-Sankt Veit, verkörpert das Leben einer selbstbestimmten und lebhaften Seniorin in München. Seit ihrer Jugend ist sie in der Travestie-Szene aktiv und spielt als Vorständin des Forum Queeres Archiv sowie als Mitglied der Rosa Liste eine essenzielle Rolle in der lokalen LGBTQIA+-Community. In den späten 80er-Jahren erlebte Sabrina die Herausforderungen der HIV-Pandemie hautnah mit und erinnert sich an eine Zeit, in der sie jeden Monat auf ein Begräbnis gehen musste. Ihr Glück: Ihre Transition und die damit verbundene Hormontherapie reduzierten ihr Ansteckungsrisiko. Um ihr „Wahres Ich“ leben zu können, musste Sabrina einen beschwerlichen Weg gehen, denn bis zu diesem Jahr regelte in Deutschland das „Transsexuellengesetz“ die Änderung des Geschlechtseintrags und Vornamens bei trans* Personen.
Christine Bandilla (sie/ihr), geboren 1950 in einem kleinen Dorf zwischen Lübeck und Hamburg, ist eine - wie sie sich stolz selbst bezeichnet - Kirchenlesbe. Bis zu ihrer Rente arbeitete sie unter anderem als Softwareentwicklerin, schrieb Codes und trug zur Entwicklung der digitalien Telefonie bei. Nach ihrem Coming-Out Ende der 80er verlagerte sie ihr immer schon dagewesenes kirchliches Engagement mehr und mehr auf die lesbische Community innerhalb der evangelischen Kirche. Sie ist Mitbegründerin und, wie sie selbst sagt, Mitfrau verschiedener Netzwerke, in denen sie sich bis heute für eine queerfreundlichere Kirche engagiert. Christine lebt in einem Frauenwohnprojekt in München-Riem - ihre Wohnung erkennt man schon von der Straße an der riesigen Regenbogenfahne, die vom Balkon flattert. Ein paar Gehminuten von der Wohnung liegt der Riemer See. Hier zieht sie mehrmals die Woche ihre Bahnen.
Lising Pagenstecher (sie/ihr), geboren 1930 in der Nähe von Köln, und ihre Partnerin Renate Lettenbauer (sie/ihr), geboren 1941 in Augsburg, sind seit über 30 Jahren ein Paar und leben gemeinsam in Neuhausen-Nymphenburg in München. Anfang der 80er Jahre lernten sie sich über ein Frauen-Sing-Projekt kennen und singen noch immer regelmäßig zusammen im Chor. Auch in ihrer Wohnung hört man die beiden oft gemeinsam singen. Gemeinsam besuchen sie Theateraufführungen, gehen ins Kino oder genießen Konzerte. Zudem sind sie im Lesbensalon aktiv, einem monatlichen Treffpunkt für Gleichgesinnte über 50, und engagieren sich auch abseits dessen feministisch.
Kornelia Kohler (sie/ihr), geboren 1958 in Lübeck, lebt zusammen mit ihren Katzen im ruhigen Münchner Umland. Ihre Liebe zu Frauen entdeckte sie in ihrer Jugend durch den Profisport. Ihre große Leidenschaft zum Handball spielte eine bedeutende Rolle in ihrem Leben: 1977 nahm sie an der Juniorinnen-Weltmeisterschaft in Rumänien teil, 1982 folgte eine Weltmeisterschaft in Ungarn. Nach einigen gescheiterten Beziehungen begab sich Konni auf eine Selbstfindungsreise und verbrachte zehn Jahre auf der Insel Mallorca. Letztendlich zog sie das Heimweh zurück nach Bayern. Wegen ihrer Liebe zu Tieren arbeitet sie mittlerweile auf einem Gnadenhof. Gemeinsam mit ihrer Ex-Frau hat sie einen Sohn und eine Tochter.
Jürgen Pfennig (er/ihn), geboren 1940 in Schweinfurt, und Hans-Thorsten Deneke (er/ihn), geboren 1960 in Augsburg, lernten sich 1983 in der Deutschen Eiche in München kennen. Ihre Beziehung ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und einem gemeinsamen Interesse an Kunst, Reisen und Opernbesuchen. Jürgen stammt aus einer Metzgerfamilie. Nach einem schweren Verkehrsunfall im damaligen Jugoslawien und einem langen Krankenhausaufenthalt sowie ersten Berufsjahren in der Bank- und Hotelbranche entschloss er sich, eine Keramikausbildung in Landshut zu absolvieren. Später baute er eine alte Scheune in Fahrenzhausen zur Werkstatt und Wohnhaus um, wo sie bis heute gemeinsam leben. Hans-Thorsten verbrachte seine Jugendjahre in den USA und Spanien, kehrte jedoch für ein Jurastudium nach München zurück. Bis zu seiner Pensionierung war er im Bankwesen tätig.
— Termine
02. - 03.11. 2024 Super BOOKS 5 mit dem Distanz Verlag
10.10. - 30.11.2024 Ausstellung im Alfons-Hoffmann-Haus der Münchenstift GmbH
28.09.2024 Ausstellung auf dem Ander Art Festival München
07.07.2024 Spine Book Market: Mit Euren Spuren Buchvorstellung + Talk in Berlin
13.06. - 23.07.2024 Ausstellung in der Seidlvilla München
24.06.-31.08.2024 Ausstellung im Haus Heilig Geist der Münchenstift GmbH
22.05.2024 LesCommunity e.V. meets Habibi Kiosk: Mit Euren Spuren Talk
16.03. - 26.05.2024 Ms Brini Olsen als Teil der Ausstellung zum Förderpreis der Landeshauptstadt München
14. - 22.10.2023 Preview bei Denkraum Deutschland 2023 – Hey Alter!
22. - 26.11.2023 Ms Brini Olsen als Teil der F3 Masterclass Portrait Ausstellung in Berlin
— Über Uns
Wir, Stella Deborah Traub, Francesco Giordano, Mara Fischer, Florian Tenk, Joseph Wolfgang Ohlert und Teo Apostolescu, sind ein Team aus sechs queeren Fotograf*innen, die alle in Bayern leben. Wir arbeiten als freie Künstler*innen für verschiedene Projekte, Institutionen und Magazine.
In den letzten Jahren haben wir an mehreren freien Projekten gearbeitet. Ein Teil von uns hat beispielsweise am Magazinprojekt Rainbow Refugees (Stories) teilgenommen, für das wir gemeinsam mit jungen Journalist*innen queere Geflüchtete zu Wort kommen lassen und sie porträtiert haben. Ein anderer Teil hat im letzten Jahr das Künstler*innenkollektiv queer:raum gegründet, mit dem wir in München Formate wie Ausstellungen und Konzerte realisieren.
Ihr erreicht uns unter: info@mit-euren-spuren.de
Stella Deborah Traub (sie/they/keine Pronomen), geboren 1996 in Öhringen, ist freie Fotograf*in und Filmemacher*in. Sie studiert Dokumentarfilmregie an der HFF München und beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit queerfeministischen Perspektiven und Erzählweisen. Stella filmt und fotografiert am liebsten die Menschen und Orte um sie herum, die von Geschichten um sie herum und immer ein bisschen etwas darüber hinaus erzählen. Ihre filmische Arbeiten wurden international auf diversen Filmfestivals vorgeführt. Stella ist Teil des interdisziplinären Münchner Künstler*innenkollektivs queer:raum. Ihre Fotografien sind regelmäßig in Gruppenausstellungen eingebunden und werden in Magazinen und Online-Publikationen veröffentlicht. Unter anderem arbeitete Stella als Fotograf*in zusammen mit den Münchner Kammerspielen, dem SPIELART-Festival und dem Bayerischen Rundfunk.
Francesco Giordano (er/ihn), 1992 in Nagold geboren, ist ein queerer Fotograf, bildender Künstler und Kurator, der in München lebt und arbeitet. In seinen Projekten konzentriert sich Francesco auf LGBTQIA+-Themen und Migration. Francesco schloss 2017 sein Studium an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München mit einem Bachelor in Fotografie ab. Seine künstlerischen Arbeiten werden international und national ausgestellt, unter anderem im Rahmen des Tollwood Festivals in München (2019), beim Belfast Photo Festival (2022), im Auswanderermuseum Ballinstadt in Hamburg (2020) sowie in der Gruppenausstellung „I have no words, there is no title“ in der Rathausgalerie München (2022). Francesco erhielt unter anderem das Weiterbildungsstipendium der VG Bild-Kunst (2023) und das Recherchestipendium Internationales / Interkulturelles (2024). Im selben Jahr wurde Francesco zum Förderpreis der Landeshauptstadt München nominiert.
Joseph Wolfgang Ohlert (er/ihn), 1991 in Prien am Chiemsee geboren, lebt und arbeitet als queerer Künstler zwischen Berlin und München. Ohlert beschäftigt sich hauptsächlich mit Porträtarbeiten von Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Fashion & Queer-Culture, dabei konzentriert er sich im Wesentlichen auf die Menschen und ihre Geschichten. Sein erstes Fotobuch „Gender as a spectrum“ veröffentlichte er 2016 im Eigenverlag. Joseph studierte an der renommierten Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin, wo er 2015 seinen Abschluss machte. Neben einem weiteren Studium an der Universität der Künste im Studiengang Bildende Künste unter Prof. Tilman Wendland und später Prof. Monica Bonvicini, eröffnete er seinen eigenen Creative-Space „P7 GALLERY“ in Berlin. Joseph arbeitete mit einer Vielzahl von Publikationen (VOGUE, Zeitmagazin, SZ, Spiegel, Rolling Stones, Siegessäule u.v.m. ) und stellt weltweit regelmäßig in Solo- und Gruppenausstellungen aus. Momentan arbeitet er an einem neuen Buch über mehrgewichtige Männer, welches Ende 2024 im Kettler Verlag erscheinen soll.
Mara Fischer (keine Pronomen), 1992 in Köln geboren, lebt und arbeitet zwischen München und Essen. Maras Arbeiten sind konzeptuell und verweisen dabei oft signifikant auf die erzählerischen Mittel der Fotografie. Viele Werke verhandeln sowohl gesellschaftlich relevante als auch persönliche Themen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des B.A. Design im Fachbereich Fotografie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München beginnt Mara im direkten Anschluss daran den Masterstudiengang M.A. Photography Studies and Practice an der Folkwang Universität der Künste in Essen (voraussichtlicher Abschluss Ende 2024). Maras Arbeiten wurden in verschiedenen Magazinen veröffentlicht und in diversen Ausstellungsräumen gezeigt. Die aktuelle Arbeit “Fragments Of A blind View“ (2023), die sich mit KI generierten, fotografischen Bildern auseinandersetzt, ist im Rahmen der diesjährigen “düsseldorf photo +” in der Gruppenausstellung “Leap of faith: Transmediale Fotografie” noch bis zum 15. September 2024 in der Nordhrein-Westphälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf zu sehen.
Florian Tenk (er/ihn), 1990 in Dachau geboren, ist Künstler und Fotograf aus München. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und schloss sein Studium 2018 als Meisterschüler bei Prof. Dieter Rehm ab.In seine Arbeiten integriert er immer wieder queere Themen, insbesondere wenn er Menschen porträtiert. Er verbindet diese mit Bildern von Objekten und Orten, um eine bestimmte Stimmung und seine Gedanken auszudrücken und zu vermitteln. Seine Werke bestehen aus einer Kombination von inszenierten Fotografien und spontanen Momentaufnahmen. In seiner Arbeit erkundet er kontinuierlich seine Umwelt, um durch seine fotografischen Fragmente eine alternative, oft utopische Vorstellung von der Welt zu erschaffen, die er gerne leben würde. Florian nimmt regelmäßig an Ausstellungen teil, darunter die Gruppenausstellung „Alles Immer Jetzt“ (2022, Galerie der Künstler*innen, München), die Gruppenausstellung „Marionetten/Hinter der Bühne“, (2021, Municipal Gallery of Charkiw, Ukraine) und seine Einzelausstellung „Der Wind weht und die Jungen weinen“ (2019, Galerie Zernik, München). Er hat diverse Preise gewonnen, darunter 2021 das Stipendium „Junge Kunst und neue Wege“ des Freistaates Bayern, sowie Förderpreise aus der Kulturförderung der LfA Förderbank und der Fanny-Carlita-Stiftung in München.
Teo Apostolescu (sie/they), 2001 in München geboren, lebt und studiert aktuell im 4. Semester Fotodesign an der Hochschule ihrer Heimatstadt. Abseits ihrer schulischen Fotoarbeiten findet sie sich oft und gerne im Bereich Street-, Porträt- und in der Dokumentarfotografie wieder. Durch die analoge Fotografie probiert sie sich mittlerweile auch mit anderen analogen Kreativprozessen aus und findet dadurch Freude an anderen Arbeitsweisen, die auch ohne Kamera ein alternatives kreatives Medium zur Fotografie darstellen. Neben der Fotografie interessiert sie sich für politische Themen und würde diese in Zukunft gerne mit der Fotografie verbinden. 2024 zieht Teo für ihr Praxissemester nach Berlin.
— Presse
MONOPOL MAGAZIN – Fotobuch über queere Senioren
"Fucking awesome, cute und wunderschön" (von Saskia Trebing)
MANNSCHAFT MAGAZIN — 30 Jahre nach §175:
Ausstellung und Buch über 8 queere Senior*innen
WDR 1Live – Intimbereich – Pride Month: "Mit Euren Spuren"
mit Josef und Richard (Podcast)
Süddeutsche Zeitung – Geschämt habe ich mich nie:
Eine queere Community, zwei Generationen (von Luca Lang)
MANNSCHAFT MAGAZIN — Crowdfunding:
Projekt über Queers im Alter – 30 Jahre nach §175 (von Greg Zwygart)
Süddeutsche Zeitung – Queer im Alter: Künstler begleiten
LGBTIQ-Seniorinnen und Senioren (von Stefanie Witterauf)
— Unterstützer*innen
Impressum, 2024
Den Bildband zum Projekt könnt ihr entweder über uns oder über die Webseite des Distanz Verlags bestellen.
Mit Euren Spuren ist ein interdisziplinäres Fotoprojekt, für welches wir sechs Fotograf*innen aus München mit acht LGBTQIA+-Seniorinnen zusammenarbeiten. Das Resultat ist ein transgenerationaler Austausch über queeres Leben und die Erfahrungen der jeweiligen Generationen.
Über ein Jahr hinweg dokumentierten wir diese Begegnungen in Fotografien, Texten und durch die künstlerische Aufbereitung von Archivmaterialien. Unser Ziel ist es, von den Errungenschaften früherer Generationen zu lernen und das queere Erbe sichtbar zu machen.
Anlass für das Projekt ist das 30. Jubiläum der Abschaffung des homofeindlichen Paragrafen §175, der bis 1994 sexuelle Handlungen zwischen Männern kriminalisierte. Dieser Paragraf, erstmals 1871 im deutschen Strafgesetzbuch eingeführt, symbolisierte jahrzehntelang die Diskriminierung und Verfolgung queerer Menschen. Trotz des Endes des NS-Regimes 1945 blieb der Paragraf bestehen und führte zu unzähligen persönlichen Tragödien und sozialer Stigmatisierung. Die vollständige Abschaffung im Jahr 1994 markierte einen wichtigen Meilenstein in der Anerkennung der Rechte von LGBTQIA+-Menschen in Deutschland und symbolisiert den langen Weg zur Gleichstellung und Akzeptanz. In diesem Jahr feiern wir das 30. Jubiläum der Abschaffung.
Inhaltlich fokussieren wir uns auf zwei zentrale Aspekte: „Altern jenseits der Cis-Heteronorm“ und „Queere Kämpfe“. Wir hinterfragen klassische Meilensteine cis-heteronormativer Biografien, wie die erste Liebe, die Erkundung des eigenen Körpers in der Pubertät, Heirat, Kinder und das Altern im Familienkreis. In den Biografien queerer Menschen, insbesondere derer, die vor über 50 Jahren geboren wurden, nehmen diese Meilensteine oft eine andere Form an oder fehlen gänzlich.
— Unsere Protagonist*innen
Richard Grammel (er/ihn), geboren 1944 in Schlesien, begann seine berufliche Lauf-bahn als Dekorateur, bevor er ein Theologie-Studium absolvierte, welches er erfolgreich abschloss. Anschließend war er bis 2006 für 30 Jahre lang Realschullehrer in München und unterrichtete Deutsch, Religion, Kunst und Geschichte.
Neben seiner Lehrtätigkeit war und ist Richard künstlerisch aktiv, wobei sein Schwerpunkt auf der Malerei liegt. Nach 43 Jahren Ehe verstarb 2021 sein Gatte Heinrich Rösl. Trotz dieses Verlustes lässt sich Richard nicht davon abhalten, das Leben zu genießen und Freude an der Kunst zu haben. So oft wie möglich geht er auf Reisen und besucht Museen und Ausstellungen in Städten wie Venedig, Wien, Berlin, Rom und Paris.
Sabrina Berndt (sie/ihr), geboren 1955 im oberbayerischen Neumarkt-Sankt Veit, verkörpert das Leben einer selbstbestimmten und lebhaften Seniorin in München. Seit ihrer Jugend ist sie in der Travestie-Szene aktiv und spielt als Vorständin des Forum Queeres Archiv sowie als Mitglied der Rosa Liste eine essenzielle Rolle in der lokalen LGBTQIA+-Community.
In den späten 80er-Jahren erlebte Sabrina die Herausforderungen der HIV-Pandemie hautnah mit und erinnert sich an eine Zeit, in der sie jeden Monat auf ein Begräbnis gehen musste. Ihr Glück: Ihre Transition und die damit verbundene Hormontherapie reduzierten ihr Ansteckungsrisiko. Um ihr „Wahres Ich“ leben zu können, musste Sabrina einen beschwerlichen Weg gehen, denn bis zu diesem Jahr regelte in Deutschland das „Transsexuellengesetz“ die Änderung des Geschlechtseintrags und Vornamens bei trans* Personen.
Christine Bandilla (sie/ihr), geboren 1950 in einem kleinen Dorf zwischen Lübeck und Hamburg, ist eine - wie sie sich stolz selbst bezeichnet - Kirchenlesbe. Bis zu ihrer Rente arbeitete sie unter anderem als Softwareentwicklerin, schrieb Codes und trug zur Entwicklung der digitalien Telefonie bei.
Nach ihrem Coming-Out Ende der 80er verlagerte sie ihr immer schon dagewesenes kirchliches Engagement mehr und mehr auf die lesbische Community innerhalb der evangelischen Kirche. Sie ist Mitbegründerin und, wie sie selbst sagt, Mitfrau verschiedener Netzwerke, in denen sie sich bis heute für eine queerfreundlichere Kirche engagiert. Christine lebt in einem Frauenwohnprojekt in München-Riem - ihre Wohnung erkennt man schon von der Straße an der riesigen Regenbogenfahne, die vom Balkon flattert. Ein paar Gehminuten von der Wohnung liegt der Riemer See. Hier zieht sie mehrmals die Woche ihre Bahnen.
Lising Pagenstecher (sie/ihr), geboren 1930 in der Nähe von Köln, und ihre Partnerin Renate Lettenbauer (sie/ihr), geboren 1941 in Augsburg, sind seit über 30 Jahren ein Paar und leben gemeinsam in Neuhausen-Nymphenburg in München.
Anfang der 80er Jahre lernten sie sich über ein Frauen-Sing-Projekt kennen und singen noch immer regelmäßig zusammen im Chor. Auch in ihrer Wohnung hört man die beiden oft gemeinsam singen. Gemeinsam besuchen sie Theateraufführungen, gehen ins Kino oder genießen Konzerte. Zudem sind sie im Lesbensalon aktiv, einem monatlichen Treffpunkt für Gleichgesinnte über 50, und engagieren sich auch abseits dessen feministisch.
Kornelia Kohler (sie/ihr), geboren 1958 in Lübeck, lebt zusammen mit ihren Katzen im ruhigen Münchner Umland. Ihre Liebe zu Frauen entdeckte sie in ihrer Jugend durch den Profisport. Ihre große Leidenschaft zum Handball spielte eine bedeutende Rolle in ihrem Leben: 1977 nahm sie an der Juniorinnen-Weltmeisterschaft in Rumänien teil, 1982 folgte eine Weltmeisterschaft in Ungarn.
Nach einigen gescheiterten Beziehungen begab sich Konni auf eine Selbstfindungsreise und verbrachte zehn Jahre auf der Insel Mallorca. Letztendlich zog sie das Heimweh zurück nach Bayern. Wegen ihrer Liebe zu Tieren arbeitet sie mittlerweile auf einem Gnadenhof. Gemeinsam mit ihrer Ex-Frau hat sie einen Sohn und eine Tochter.
Jürgen Pfennig (er/ihn), geboren 1940 in Schweinfurt, und Hans-Thorsten Deneke (er/ihn), geboren 1960 in Augsburg, lernten sich 1983 in der Deutschen Eiche in München kennen. Ihre Beziehung ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und einem gemeinsamen Interesse an Kunst, Reisen und Opernbesuchen.
Jürgen stammt aus einer Metzgerfamilie. Nach einem schweren Verkehrsunfall im damaligen Jugoslawien und einem langen Krankenhausaufenthalt sowie ersten Berufsjahren in der Bank- und Hotelbranche entschloss er sich, eine Keramikausbildung in Landshut zu absolvieren. Später baute er eine alte Scheune in Fahrenzhausen zur Werkstatt und Wohnhaus um, wo sie bis heute gemeinsam leben. Hans-Thorsten verbrachte seine Jugendjahre in den USA und Spanien, kehrte jedoch für ein Jurastudium nach München zurück. Bis zu seiner Pensionierung war er im Bankwesen tätig.
— Termine
02. - 03.11. 2024 Super BOOKS 5 mit dem Distanz Verlag
10.10. - 30.11.2024 Ausstellung im Alfons-Hoffmann-Haus der Münchenstift GmbH
28.09.2024 Ausstellung auf dem Ander Art Festival München
07.07.2024 Spine Book Market: Mit Euren Spuren Buchvorstellung + Talk in Berlin (16:00 Uhr)
13.06 - 23.07.2024 Ausstellung in der Seidlvilla München
24.06.-31.08.2024 Ausstellung unseres Projekts im Haus Heilig Geist der Münchenstift GmbH
22.05.2024 LesCommunity e.V. meets Habibi Kiosk: Mit Euren Spuren Talk
16.03. - 26.05.2024 Ms Brini Olsen als Teil der Ausstellung zum Förderpreis der Landeshauptstadt München
14. - 22.10.2023 Preview bei Denkraum Deutschland 2023 – Hey Alter!
22. - 26.11.2023 Ms Brini Olsen als Teil der F3 Masterclass Portrait Ausstellung in Berlin
— Über Uns
Wir, Stella Deborah Traub, Francesco Giordano, Mara Fischer, Florian Tenk, Joseph Wolfgang Ohlert und Teo Apostolescu, sind ein Team aus sechs queeren Fotograf*innen, die alle in Bayern leben. Wir arbeiten als freie Künstler*innen für verschiedene Projekte, Institutionen und Magazine.
In den letzten Jahren haben wir an mehreren freien Projekten gearbeitet. Ein Teil von uns hat beispielsweise am Magazinprojekt Rainbow Refugees (Stories) teilgenommen, für das wir gemeinsam mit jungen Journalist*innen queere Geflüchtete zu Wort kommen lassen und sie porträtiert haben. Ein anderer Teil hat im letzten Jahr das Künstler*innenkollektiv queer:raum gegründet, mit dem wir in München Formate wie Ausstellungen und Konzerte realisieren.
Ihr erreicht uns unter:
Stella Deborah Traub (sie/they/keine Pronomen), geboren 1996 in Öhringen, ist freie Fotograf*in und Filmemacher*in. Sie studiert Dokumentarfilmregie an der HFF München und beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit queerfeministischen Perspektiven und Erzählweisen. Stella filmt und fotografiert am liebsten die Menschen und Orte um sie herum, die von Geschichten um sie herum und immer ein bisschen etwas darüber hinaus erzählen. Ihre filmische Arbeiten wurden international auf diversen Filmfestivals vorgeführt. Stella ist Teil des interdisziplinären Münchner Künstler*innenkollektivs queer:raum. Ihre Fotografien sind regelmäßig in Gruppenausstellungen eingebunden und werden in Magazinen und Online-Publikationen veröffentlicht. Unter anderem arbeitete Stella als Fotograf*in zusammen mit den Münchner Kammerspielen, dem SPIELART-Festival und dem Bayerischen Rundfunk.
Francesco Giordano (er/ihn), 1992 in Nagold geboren, ist ein queerer Fotograf, bildender Künstler und Kurator, der in München lebt und arbeitet. In seinen Projekten konzentriert sich Francesco auf LGBTQIA+-Themen und Migration. Francesco schloss 2017 sein Studium an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München mit einem Bachelor in Fotografie ab. Seine künstlerischen Arbeiten werden international und national ausgestellt, unter anderem im Rahmen des Tollwood Festivals in München (2019), beim Belfast Photo Festival (2022), im Auswanderermuseum Ballinstadt in Hamburg (2020) sowie in der Gruppenausstellung „I have no words, there is no title“ in der Rathausgalerie München (2022). Francesco erhielt unter anderem das Weiterbildungsstipendium der VG Bild-Kunst (2023) und das Recherchestipendium Internationales / Interkulturelles (2024). Im selben Jahr wurde Francesco zum Förderpreis der Landeshauptstadt München nominiert.
Joseph Wolfgang Ohlert (er/ihn), 1991 in Prien am Chiemsee geboren, lebt und arbeitet als queerer Künstler zwischen Berlin und München. Ohlert beschäftigt sich hauptsächlich mit Porträtarbeiten von Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Fashion & Queer-Culture, dabei konzentriert er sich im Wesentlichen auf die Menschen und ihre Geschichten. Sein erstes Fotobuch „Gender as a spectrum“ veröffentlichte er 2016 im Eigenverlag. Joseph studierte an der renommierten Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin, wo er 2015 seinen Abschluss machte. Neben einem weiteren Studium an der Universität der Künste im Studiengang Bildende Künste unter Prof. Tilman Wendland und später Prof. Monica Bonvicini, eröffnete er seinen eigenen Creative-Space „P7 GALLERY“ in Berlin. Joseph arbeitete mit einer Vielzahl von Publikationen (VOGUE, Zeitmagazin, SZ, Spiegel, Rolling Stones, Siegessäule u.v.m. ) und stellt weltweit regelmäßig in Solo- und Gruppenausstellungen aus. Momentan arbeitet er an einem neuen Buch über mehrgewichtige Männer, welches Ende 2024 im Kettler Verlag erscheinen soll.
Mara Fischer (keine Pronomen), 1992 in Köln geboren, lebt und arbeitet zwischen München und Essen. Maras Arbeiten sind konzeptuell und verweisen dabei oft signifikant auf die erzählerischen Mittel der Fotografie. Viele Werke verhandeln sowohl gesellschaftlich relevante als auch persönliche Themen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des B.A. Design im Fachbereich Fotografie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München beginnt Mara im direkten Anschluss daran den Masterstudiengang M.A. Photography Studies and Practice an der Folkwang Universität der Künste in Essen (voraussichtlicher Abschluss Ende 2024). Maras Arbeiten wurden in verschiedenen Magazinen veröffentlicht und in diversen Ausstellungsräumen gezeigt. Die aktuelle Arbeit “Fragments Of A blind View“ (2023), die sich mit KI generierten, fotografischen Bildern auseinandersetzt, ist im Rahmen der diesjährigen “düsseldorf photo +” in der Gruppenausstellung “Leap of faith: Transmediale Fotografie” noch bis zum 15. September 2024 in der Nordhrein-Westphälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf zu sehen.
Florian Tenk (er/ihn), 1990 in Dachau geboren, ist Künstler und Fotograf aus München. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und schloss sein Studium 2018 als Meisterschüler bei Prof. Dieter Rehm ab.In seine Arbeiten integriert er immer wieder queere Themen, insbesondere wenn er Menschen porträtiert. Er verbindet diese mit Bildern von Objekten und Orten, um eine bestimmte Stimmung und seine Gedanken auszudrücken und zu vermitteln. Seine Werke bestehen aus einer Kombination von inszenierten Fotografien und spontanen Momentaufnahmen. In seiner Arbeit erkundet er kontinuierlich seine Umwelt, um durch seine fotografischen Fragmente eine alternative, oft utopische Vorstellung von der Welt zu erschaffen, die er gerne leben würde. Florian nimmt regelmäßig an Ausstellungen teil, darunter die Gruppenausstellung „Alles Immer Jetzt“ (2022, Galerie der Künstler*innen, München), die Gruppenausstellung „Marionetten/Hinter der Bühne“, (2021, Municipal Gallery of Charkiw, Ukraine) und seine Einzelausstellung „Der Wind weht und die Jungen weinen“ (2019, Galerie Zernik, München). Er hat diverse Preise gewonnen, darunter 2021 das Stipendium „Junge Kunst und neue Wege“ des Freistaates Bayern, sowie Förderpreise aus der Kulturförderung der LfA Förderbank und der Fanny-Carlita-Stiftung in München.
Teo Apostolescu (sie/they), 2001 in München geboren, lebt und studiert aktuell im 4. Semester Fotodesign an der Hochschule ihrer Heimatstadt. Abseits ihrer schulischen Fotoarbeiten findet sie sich oft und gerne im Bereich Street-, Porträt- und in der Dokumentarfotografie wieder. Durch die analoge Fotografie probiert sie sich mittlerweile auch mit anderen analogen Kreativprozessen aus und findet dadurch Freude an anderen Arbeitsweisen, die auch ohne Kamera ein alternatives kreatives Medium zur Fotografie darstellen. Neben der Fotografie interessiert sie sich für politische Themen und würde diese in Zukunft gerne mit der Fotografie verbinden. 2024 zieht Teo für ihr Praxissemester nach Berlin.
— Presse
MONOPOL MAGAZIN – Fotobuch über queere Senioren "Fucking awesome, cute und wunderschön" (von Saskia Trebing)
MANNSCHAFT MAGAZIN —30 Jahre nach §175: Ausstellung und Buch über 8 queere Senior*innen
WDR 1Live – Intimbereich – Pride Month: "Mit Euren Spuren" mit Josef und Richard (Podcast)
Süddeutsche Zeitung – Geschämt habe ich mich nie: Eine queere Community, zwei Generationen (von Luca Lang)
MANNSCHAFT MAGAZIN — Crowdfunding: Projekt über Queers im Alter – 30 Jahre nach §175 (von Greg Zwygart)
Süddeutsche Zeitung – Queer im Alter: Künstler begleiten LGBTIQ-Seniorinnen und Senioren (von Stefanie Witterauf)
— Unterstützer*innen
Impressum, 2024